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Madrid – vom Königshaus zum Schlachthof

Von Madrid in den Himmel, und dort ein Guckloch um es zu sehen (im Original: “De Madrid al cielo y desde allí un agujerito para verlo“) heißt ein spanisches Sprichwort und drückt den Stolz der Madrilenen aus:   Nur der Himmel ist schöner als Madrid und wenn man dort hin kommt, möchte man weiterhin einen Blick auf die Stadt werfen. Und wirklich, die majestätische Architektur, die feinen Parkanlagen und das spanische Lebensgefühl machen Madrid unvergleichlich.
Jedes Jahr unternehme ich mit meiner Mama eine Reise in eine andere Stadt. Dieses Mal fiel unsere Wahl auf Madrid. Das Kulturangebot ist groß, das Essen köstlich und der Sangria billig. Nur drei Gründe von vielen, um Europas zweithöchster Hauptstadt einen Besuch abzustatten.

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Der Platz "Puerta del Sol" ist Dreh- und Angelpunkt der Stadt

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Der Königspalast

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Imposante Eingangshalle des Palacio Real

Palacio Real und Kathedrale:

Zwei der markantesten Gebäude Madrids stehen direkt nebeneinader: Der Königspalast, auf spanisch Palacio Real, und die sogenannte Almudena Kathedrale.
Der prunkvolle Palast, der früher der spanischen Königsfamilie als Zuhause diente, wird heute als Museum und für Versammlungen genutzt. Deshalb wohnt König Felipe VI also nicht mehr hier. Diese Tatsache ändert aber nichts an dem Zauber, der die kunstvoll verzierten Räume umgibt. Hier gingen und gehen die wichtigsten Herrscher Europas ein und aus.

So thront seit 1764 der Bau auf einer höhergelegenen Geländekante. In den aufwendig dekorierten Räumen und Sälen kommt man aus dem Staunen kaum mehr heraus. Die Seidentapeten wurden per Hand mit den Initialen der Herrscher bestickt, die goldenen Möbel reflektieren das Licht. Obwohl ich kein großer Fan von alten Monarchien bin, den Palast sollte man besucht haben. Und wie immer gilt: Wer früh kommt, muss nicht so lange anstehen ( Einlass ab 10:00 Uhr).

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Blick vom Palacio Real auf die Almudena Kathedrale

Ein riesiger, gepflasterter Platz erstreckt sich vom Palacio Real hinüber zur Kathedrale. Während der Eintritt für das Königshaus stolze 10 Euro kostet, ist der Eintritt in die Kathedrale gratis.

Eines verbindet sie mit der Sagrada Familia in Barcelona: An ihr wurde mehr als ein Jahrhundert lang gebaut. Denn erst 1993 wurde die Catedral de la Almudena fertig gestellt, obwohl bereits 1870 der Grundstein gelegt wurde. Der Grund für die Verzögerung war, wie fast immer bei solchen Projekten, das Geld. Besonders sind die kräftigen und, eben wegen der späten Fertigstellung, modernen Deckenfresken. Eine schöne Kirche, in die man einen Blick werfen sollte.
Wer sich in die Geschichte und Architektur des Gebäudes vertiefen möchte: Es gibt auch ein extra Museum.

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Der Park El Retiro ist die grüne Lunge der Stadt

Parque de El Retiro:

Wenn die spanische Sonne vom Himmel scheint, kann es schnell sehr heiß werden. Die perfekte Abkühlung findet man im Schatten der Bäume im Parque de El Retiro, gleich hinter dem Museum El Prado. Die grüne Lunge Madrids ist aber nicht nur ein Park sondern auch Ort für Kultur, Sport und Freizeit. So findet man dort eine Außenstelle (Velazquez-Palast) des Kunstmuseums Reina Sofía. Außerdem einen großen Teich, auf dem man mit geliehenen Booten seine Runden drehen kann.
Ein besonderer Tipp ist der Palacio de Cristal: Dieser 1887 errichtete Kristallpalast ist von Außen wie von Innen beeindruckend. Die aus Gusseisen und Glas errichtete Architektur gilt als Meisterleistung der damaligen Baukunst und wurde ursprünglich als Tropenhaus errichtet. Heute dient der Palacio als Ausstellungsraum.

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Der kleine See ist am Wochenende voll mit Booten

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Der Kristallpalast von innen

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Der Park ist Madrids beliebtestes Naherholungsgebiet

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Das Museum Reina Sofía erhielt eine Erweiterung vom Architekten Jean Nouvel

Die großen Museen:

Der Besuchermagnet schlechthin ist das Museo del Prado. Denn hier hängen Werke von Velazquez, Goya oder Rubens an den Wände. Gigantisch war nicht nur die Kunstsammlung im Inneren des Gebäudes, sondern auch die Warteschlange davor: Denn wer sich den Eintrittspreis von 15 Euro sparen will, der wartet bis zum Abend. Montag bis Samstag ist ab 18.00 Uhr, Sonntag ab 17.00 Uhr, freier Eintritt. Deshalb muss man auch mit längeren Wartezeiten rechnen.

Wer sich lieber der zeitgenössischen Kunst widmen möchte, der ist im Museum Reina Sofía richtig.
Unweit vom Prado-Museum steht das wuchtige Gebäude, das vor einigen Jahren einen Anbau von Jean Nouvel erhielt. Die Sammlung umfasst Kunst ab dem 20.Jahrhundert, das bekannteste Gemälde ist sicherlich Pablo Picassos Guernica. (freier Eintritt: MO-SA ab 19.00 und SO ab 13:30 Uhr).

Eines meiner persönlichen Lieblingsgebäude steht ein paar Häuserblocks weiter: das Caixa Forum, das vom Schweizer Architekturbüro Herzog und de Meuron umgebaut wurde. Drinnen beeindrucken der futuristische Eingangsbereich und feine Wechselausstellungen. Schon wegen der fotogenen Architektur einen Besuch Wert!

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Hier hängen Werke von Picasso, Dalí und Miró

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Einmal das Caixa Forum hochheben

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Futuristischer Eingangsbereich mit nettem Shop

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Die vertikale Begrünung neben dem Museum ist ein Hingucker

Matadero - der Schlachthof:

Was macht man aus einem alten Schlachthof? Genau, ein Kulturzentrum. Früher liefen hier Rinder über die gepflasterten Höfe, heute Madrilenen und nur wenige Touristen. Denn die schönen Backsteinbauten beherbergen heute Kunstausstellungen, ein Kino, Veranstaltungsräume und Cafés.
Meine Mama und ich hatten das Glück, dass an dem Tag unseres Besuchs zusätzlich ein Markt statt fand. Das hieß: Essen bis zum Umfallen. Das Wetter war herrlich und wir probierten uns durch Jamón, Croquetas, Sangría und vieles mehr. Vor allem am Wochenende bevölkern viele junge Leute und Familien das Gelände. Weiters kann man den Besuch des Kulturzentrums Matadero  perfekt mit einem Spaziergang an Madrids Fluss kombinieren. Seit 2013 rauschen hier statt Autos nur mehr Radfahrer den Manzanares entlang. Denn damals wurde die Stadtautobahn in den Untergrund verbannt und Platz gemacht für öffentlichen Raum und Radwege. Eine weise Entscheidung und mein persönlicher Tipp!

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Ehemaliger Schlachthof: Matadero

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Die Backsteinbauten sind heute Kunsthallen

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Das weitläufige Kulturzentrum bietet Ausstellungen, Märkte, Cafés und mehr

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Die neu gestalteten Uferpromenaden am Manzanares

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Madrid von oben (Gran Via)

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... und von unten

Beste Aussicht:

Es lohnt sich die wunderschönen Fassaden und Gebäude auch mal von oben zu betrachten: Die schönste Aussicht auf das Häusermeer Madrids hat man vom Faro de Moncloa. Etwas außerhalb des Zentrum steht dieser 92 Meter hohe „Leuchtturm“. Um günstige 3 Euro fährt man in einem gläsernen Aufzug hinauf. Jedoch sollten Besucher mit Höhenangst im hinteren Teil der Fahrkabine stehen bleiben. Oben angekommen, schweift der Blick von den Hochhaustürmen über den Palacio Real und das Zentrum bis zu den Gebirgen (im Mai noch mit Schnee bedeckt!) im Norden.

Ein Geheimtipp für alle spanischen Städte: das Kaufhaus Corte Ingles. Sowohl in Barcelona als auch hier in Madrid bietet der oberste Stock mit einer Dachterrasse ein gratis Panorama. Deshalb sollte die Kaufhauskette nicht nur der erste Anlaufpunkt fürs Shopping sein.

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Faro de Moncloa

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Blick auf Madrid aus 92 Metern Höhe

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Markthalle San Miguel nahe der Plaza Mayor

Markthallen:

Wenn es ums Probieren von lokalen Köstlichkeiten geht kommt man nicht an Markthallen vorbei. Mein absoluter Favorit: Mercado de San Miguel. Ich weiß, diese Markthalle steht wirklich in jedem Reiseführer, aber das Flair ist einfach einzigartig! Die Auswahl ist riesig, das Publikum international und die Stimmung lebhaft. Jedoch muss man für diese Erfahrung leider etwas tiefer in die Tasche greifen, den die Preise sind relativ hoch.

Eine neuere Version findet sich im Viertel Chueca, nämlich der Mercado de San Antón. Dort kann man sich auf 3 Etagen satt essen. Im Erdgeschoß findet man die typischen Stände mit Obst, Gemüse etc. Im Stockwerk darüber holt man sich Tapas und Wein an den verschiedenen Stationen und setzt sich gemütlich zu Leuten an den Tisch. Diese Märkte sind immer tolle Plätze um mit seinem Sitznachbar ins Gespräch zu kommen. Ganz oben befindet sich ein gehobenes Restaurant mit schöner Dachterrasse.

Die besten Tapas meines Lebens aß ich aber in Corralejo auf Fuerteventura. Fangfrisch kommen dort die Meeresfrüchte direkt aus dem Wasser auf den Teller!

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Im Tapas-Himmel

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Station Chamberi

Station Chamberí - Gleis 0:

Ein Geheimtipp für alle Nostalgiker: Die ehemalige U-Bahnstation Chamberí, auch bekannt als Anden (Gleis) 0. Wegen zu kostspieliger Umbauarbeiten wurde diese 1966 geschlossen und lag Jahrzehnte im Dornröschenschlaf. Seit 2008 kann die Station bei freiem Eintritt besichtigt werden.
Ein unscheinbarer Eingang mit der Aufschrift Chamberí markiert den Abgang in die Unterwelt. Gleichzeitig wird man in eine längst vergangene Zeit zurück versetzt, denn die Station hat sich seit der Schließung nicht verändert. So findet man sich zwischen farbenprächtigen Wandfliesen, handgemalten Werbeplakaten und alten Fahrplänen wieder. Ein kurzes Video am Anfang informiert über die Entstehung des Madrider U-Bahnnetzes und die Entstehungszeit, leider nur auf Spanisch.
Man kann das Gleis 0 im Zuge einer Führung oder eigenhändig besichtigen.

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Zurück ins Jahr 1966

Meine architektonischen Highlights:

- Caixa Forum

- Palacio Real

- Mercado de San Miguel

- Kristallpalast

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Spaniens Hauptstadt: auf jeden Fall eine Reise wert

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Showing 7 comments
  • Katja | Hin-Fahren

    Ich habe in Madrid gelebt (ist aber schon ein Weilchen her). Das sah ganz anders aus, viele der Orte, die Du hier vorstellst kenne ich gar nicht. Im Retiro habe ich viel Zeit verbracht und die U-Bahn kenne ich noch live so, inklusive der alten Züge. Jetzt habe ich Lust bekommen dort wieder auf Entdeckung zu gehen. Danke für den schönen Bericht und die Fotos Katja

    • Tamara

      Dankeschön! Madrid hat mir wirklich super gut gefallen, ich habe vor einigen Jahren ein Auslandssemester in Barcelona gemacht und im Vergleich dazu ist Madrid viel „spanischer“ und nicht so überlaufen. Fand ich sehr angenehm und schön. Super, dass du noch mit den alten U-Bahnwaggons gefahren bist! LG

  • Timo

    Hallo!
    Wirklich toller Artikel!
    Ich war noch nie in Madrid, aber Spanien ist wirklich ein Land wo man viel sehen kann!
    Vor allem Barcelona (hauptsächlich wegen der tollen Architektur) würde mich sehr interessieren!

    • Tamara

      Dankeschön! Ich hab ein halbes Jahr in Barcelona verbracht, auch eine wirklich schöne Stadt. Jedoch ist die Anzahl der Touristen extrem hoch, was in Madrid nicht der Fall ist. Empfand ich als sehr angenehm.
      LG, Tamara

  • Ricarda

    Ich war einmal in Madrid und habe es als „ok“ in Erinnerung. Dein Artikel lässt mich nochmal überdenken, ob ich nicht doch der Stadt eine 2. Chance geben sollte 😉 danke für die vielen Infos und die schönen Bilder!

    • Tamara

      Hey Ricarda, danke für deinen Kommentar! Mich hat die Stadt wirklich beeindruckt; ich muss halt auch gestehen, dass ich ein großer Architektur- und Kunstfan bin. Deswegen hab ich die 4 Tage sehr genossen. Generell mag ich Spanien sehr gern und verglichen mit der Touristenanzahl in Barcelona empfand ich Madrid als sehr angenehm. Ein Kritikpunkt ist vielleicht der fehlende Bezug zum Wasser, weil es kein Meer und auch keinen wirklichen Fluss gibt. LG

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