Sevilla - im heißen Herzen Andalusiens

Sevilla, du Fesche! Im Vorfeld habe ich schon viel gehört über diese Stadt. Darum waren meine Erwartungen hoch und mein Kopf schon voller fantastischer Bilder.Meistens ist dies kein guter Start für eine Reise. Doch das berühmte Sevilla hat alles erfüllt, was ich mir erhofft hatte! Bei 35 Grad im Mai durfte ich beeindruckende Architektur, arabische Gärten und traditionelle Tapasbars erleben. Als großer Spanienfan habe ich schon einige schöne Städte in diesem Land gesehen, Sevilla zählt dabei zu meinen Favoriten. Zur Zeit der großen Kolonien in Übersee spielte Sevilla eine zentrale Rolle. Dass die begehrten Güter aus der neuen Welt vielen Händlern Reichtum brachten, spiegelt sich in den imposanten Gebäuden wider. Eine Liebeserklärung an Andalusiens Hauptstadt:

Prunkvolle Gebäude an jeder Ecke

Blick auf die Giralda vom Torre del Oro

Goldturm in Sevilla

Der Torre del Oro am Ufer des Guadalquivir

Schifffahrtsmuseum

Im Inneren befindet sich ein interessantes Museum

Torre del Oro:

Das erste Ziel nach meiner Ankunft mit dem Bus von Tarifa kommend: Der Goldturm. Für die Entstehung des Namens gibt es zwei Varianten. Die erste erzählt von der ehemaligen Fassaden-Verkleidung aus gelben Kacheln, die in der Sonne golden leuchteten. Die zweite Theorie besagt, dass der Name von den Schätzen rührt, die zur Zeit der spanischen Kolonien hier gelagert wurden. Denn obwohl Sevilla nicht am Meer liegt, befand sich hier der wichtigste Hafen des Königreiches.

36 Meter misst der Wehrturm, der einst gemeinsam mit seinem Zwilling am anderen Ufer, dem Torre de la Fortaleza, den Fluss überwachte. Dieser steht leider nicht mehr. Die zwölfeckige Basis des Torre del Oro entstand bereits um 1220. Der mittlere Teil geht auf das 14. Jahrhundert zurück und die runde Kuppel wurde 1760 als Abschluss auf den Turm gesetzt.

Direkt am Ufer des Guadalquivir gelegen, beherbergt das Bauwerk im Inneren ein kleines Schifffahrtsmuseum. Vom Dach des Torre del Oro eröffnet sich dem Besucher eine grandiose Aussicht auf den Fluss und die Kathedrale. Jeden Montag ist gratis Eintritt, ansonsten beträgt die Gebühr auch nur 3 Euro. Das ist hier in Spanien aber mindestens ein Glas Wein 🙂

Torre del Oro Architektur

36 Meter ist der Turm hoch

Aussicht vom Goldturm

Blick auf den Torre Sevilla

Dach der Kathedrale

Die drittgrößte Kathedrale der Welt

Kathedrale Santa María de la Sede:

Unglaubliche Dimensionen: Sevilla darf sich Heimat der drittgrößten Kathedrale der Welt nennen. Schon von außen ist die Größe dieses Bauwerks kaum zu fassen. Einen wahren WOW-Effekt erlebte ich beim Betreten der Kathedrale: Der Anblick des 42 Meter hohen und 115 Meter langen Hauptschiffes verschlägt einem fast den Atem.
Wo soll man als erstes hinschauen? Zu den bunten Glasfenstern, dem goldenen Hochaltar oder dem Grab des berühmtesten Seefahrers der Geschichte, Christoph Kolumbus? Mit 9 Euro ist der Eintritt kein Schnäppchen, doch diese Kathedrale darf man sich nicht entgehen lassen! Außerdem eine gute Möglichkeit, der andalusischen Hitze zu entfliehen.
Interessant: Das Gotteshaus weist einen wahrlich kuriosen Grundriss auf. Rechteckig, mit einem monströsen Chor im Zentrum und einem überdimensionierten Altar dahinter. Auch der im Norden angebrachte Hof der Orangenbäume ist speziell: Hier lag früher der Haupteingang zur großen Moschee, die im 14. Jahrhundert abgerissen wurde.

Wer am Eingang nicht anstehen will, reserviert die Tickets online. Gleiches gilt für den Real Alcázar. Die Öffnungszeiten der Kathedrale sind übrigens sehr beschränkt: Aktuell MO 11:00 – 15:30, DI bis SA 11:00 – 17:00 und SO 14:30 – 18:00.

Unbedingt auf den Glockenturm Giralda steigen! Mehr dazu im nächsten Absatz.
Tipp: Im Café La Canasta, direkt neben der Kathedrale, gibt’s leckere und preiswerte Snacks, Süßspeisen und Getränke.

Innenraum Kathedrale Sevilla

Unglaubliche Dimensionen

Orgel am Chor

Monströse Orgel

Der goldene Hochaltar

Detailreiche Decke in 42 Meter Höhe

Ein paar Überreste des Kolumbus

Der Glockenturm Giralda

Giralda:

Ein wenig Marokko-Feeling überkommt einen beim Betrachten des Glockenturms der Kathedrale: Dass die Giralda dem Minarett der Koutoubia-Moschee in Marrakesch ähnelt, ist kein Zufall. Die arabischen Herrscher, Almohaden genannt, haben in Sevilla und in ganz Andalusien ihre Spuren hinterlassen. Denn wo heute die gigantische, gotische Kathedrale steht, befand sich einst eine Moschee. Die Basis des 97,5 Meter hohen Glockenturms entstand ab 1284. Natürlich wurde die Giralda über die Jahrhunderte verändert, umgebaut und erhöht: Der oberste Teil im Stile der Renaissance wurde 1568 fertiggestellt. Doch die muslimische Vergangenheit ist nicht zu übersehen. Ein einzigartiges Ensemble also, die christliche Santa María de la Sede mit ihrem speziellen Turm.

Den spektakulärsten Panoramablick auf die Stadt hat man definitiv von der Aussichtsplattform. Sevilla liegt einem zu Füßen! Dabei steigen Besucher nicht über Treppen nach oben, sondern über Rampen. Diese entstanden, weil die Handwerker die Baumaterialien mit Pferden nach oben brachten. Kein Scherz!

Auf der Spitze des Turms dreht sich eine Bronzestatue im Wind: Der Giraldillo. Für alle, bei denen ein Spanischkurs noch auf der To-Do-Liste steht, „girar“ bedeutet „drehen“. Eine Kopie der 3,5 Meter hohen Statue steht vor dem Hauptportal der Kathedrale.

Grandioser Blick von der Giralda auf Sevilla

Spiegelungen im Fluss Sevilla

Die bunten Häuserfassaden des Viertels Triana

Guadalquivir:

Die Lebensader der Stadt und ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt. Der Fluss Guadalquivir machte Sevilla zu dem, was es heute ist: Eine der schönsten Städte Spaniens. Denn er ist der einzige schiffbare Fluss des Landes und ermöglichte somit, die Schätze der Kolonien nach Sevilla zu bringen. So stieg Andalusiens Hauptstadt im 16. Jahrhundert zu einem der wichtigsten Handelszentren der Welt auf.

Heute sind die Ufer des Guadalquivir gesäumt von Cafés, Bars und netten Plätzen, die zum Verweilen einladen. Ein breiter Fahrradweg zieht sich kilometerlang von Nord nach Süd. Sevilla ist eine der wenigen spanischen Städte mit gut ausgebauten Fahrradwegen. Auch per Schiff, Kajak oder Stand Up Paddle lässt sich der Fluss erkunden.

Viele schöne Brücken überspannen den Guadalquivir, eine der kunstvollsten ist die Puente de Isabel II. Sie verbindet das lebendige Viertel Triana mit dem Zentrum. Besonders schön ist der Anblick der bunten Häuserfassaden, die sich im Wasser spiegeln.

Die Puente Isabel II überspannt den Guadalquivir

Fahrradweg am Ufer entlang

Blick von der Brücke auf den Torre Sevilla

Torre Sevilla:

Der 2015 fertiggestellte Turm steht ziemlich verlassen auf der anderen Seite des Guadalquivir. Ob man das unpassend und das Gebäude überdimensioniert findet, ist jedem selber überlassen.
Bekannt ist das Hochhaus auch unter dem Namen Pelli Tower: Denn geplant wurde das Gebäude vom argentinischen Architekten César Pelli, der auch für die Gestaltung der Petronas Towers in Kuala Lumpur verantwortlich war. Am Fuße des Turms schlendert man durch eine schön gestaltete Fußgängerzone mit zahlreichen Shops der großen internationalen Marken. Wer ausreichend Reisebudget mitbringt, quartiert sich im dortigen Hotel ein. Inklusive Spa, Restaurant und grandioser Aussicht.
Mit 180,5 Metern ist der Torre Sevilla ein neues Wahrzeichen der Stadt und ein nettes Ziel für eine Fahrradtour. Übrigens ist er das höchste Gebäude Andalusiens. Fun Fact: Wegen seiner abgeschrägten Spitze nennen die Einheimischen den Turm auch "Der Lippenstift".

Der Guadalquivir ist die Lebensader der Stadt

Eingang zum Real Alcázar

Real Alcázar:

Über hundert Fotos habe ich innerhalb von 3 Stunden in dem prächtigen Palast geschossen! Ein wahres Highlight nicht nur in Sevilla, sondern in ganz Andalusien. Einflussreiche Herrscher, Könige und Entdecker gingen hier ein und aus. Während seines über 1000-jährigen Bestehens wurden mehr und mehr kunstvolle Räume hinzugefügt. Einige blieben so gut wie unverändert und vermitteln das Gefühl von Tausend und einer Nacht.

Als die Christen diesen Teil Spaniens von den Almohaden zurückeroberten, fügten sie den Palacio Gótico hinzu. Dieser hebt sich in seiner Architektur markant vom Rest der Anlage ab. Sehr interessant ist, dass der kastillische König Pedro den Alcázar im Mudéjar-Stile umbauen lies. Dazu wurden extra die Handwerker der Alhambra aus Granada nach Sevilla gebracht. Beim Betrachten der unfassbar detailreichen Wände, Decken und Böden kann man sich kaum vorstellen, wie viele Arbeitsstunden hier wohl investiert wurden.

Heute ist der Real Alcázar ein labyrinthartiger Komplex von unschätzbarem Wert. Die Verschiedenheit der Gebäudeteile gibt die Geschichte der Stadt wider: Die ältesten Mauerreste entstanden zur Zeit der Taifa-Könige und des Almohaden-Kalifats. Königin Isabel I. empfing in diesem spektakulären Palast Seefahrer wie Magellan oder Kolumbus.

Viele Stunden Arbeit...

Prunkvolle Innenräume und Höfe

Die italienisch anmutende Galería del Grutesco

Tausend und eine Nacht

Cooles Posen am Brunnen

Die Gärten des Real Alcázar:

Als wäre der Palast mit seinen Innenräumen nicht schon Reizüberflutung genug, liegt dann auch noch der traumhafte Garten vor einem: Hilfe, Pause! Glücklicherweise gibt es eine große Auswahl an schattigen Sitzplätzen.

Die weitläufige Anlage gliedert sich in verschiedene Bereiche und wird von einer hohen Mauer eingefasst. Zur Zeit der Renaissance entstanden die vielen Brunnen, Beete und kleinen Gebäude im Garten des Alcázar. Ein besonderes Highlight ist die italienisch wirkende Galería del Grutesco: Ein erhöhter, offener Gang von dem aus sich tolle Ein- und Ausblicke ergeben. Im schattigen, hinteren Teil des Parks befindet sich ein Rosengarten und ein Labyrinth. Mit etwas Glück trifft man auf einen stolzen Pfau.
Der Eintritt für den Real Alcázar kostet aktuell 11,50 Euro. Tickets können auch online gekauft werden, somit erspart man sich das Anstehen.

Schöner Platz für eine Pause

Der Pfau passt farblich zu den Fliesen

Metropol Parasol:

Seit 2011 ist Sevilla um eine Attraktion reicher: Die größte Holzkonstruktion der Welt steht auf der Plaza de la Encarnación. Der Metropol Parasol stammt aus der Feder des deutschen Architekten Jürgen Mayer H. und ist wirklich einzigartig. Unglaubliche 3500 Kubikmeter Furnierschichtholz und 700 Tonnen Stahl wurden hier verbaut.
Da sich die Eröffnung um einige Jahre (!) verzögerte und somit die Baukosten explodierten, gab es massive Proteste der Anwohner. Doch mittlerweile sind die meisten Sevillanos Fans ihrer Setas, also Pilze. Im Sommer spenden die Schwammerl begehrten Schatten und am Abend wird die obere Ebene zum Skatepark umfunktioniert. Mein Tipp: Tapas essen im angrenzenden Lokal Perro Chiko.

Im Erdgeschoss befindet sich eine Markthalle, im Untergeschoss das Antiquarium, Ausgrabungen aus der Römerzeit, und vom Dach hat man eine tolle Aussicht auf die Umgebung. Der Blick über Sevilla ist zwar nicht so spektakulär wie von der Giralda, aber für 3 Euro kann man schon mal rauffahren. Übrigens ist der Eintritt ins Antiquarium im Ticket für die Kathedrale enthalten. Dieses also gut aufheben!

Größte Holzkonstruktion der Welt

Metropol Parasol am Plaza de la Encarnación

Für 3 Euro geht's rauf auf die Dachlandschaft

Auf und Ab am Dach der Setas

Der weitläufige Parque de María Luisa

Parque de María Luisa:

Keine Reise nach Sevilla ohne den Besuch des schönen Parks! Dieser ist vor allem bekannt für die Plaza de España. Doch der abwechslungsreiche Park ist weit mehr als nur der bekannte Platz: Ohne Übertreibung ist der Parque de María Luisa einer der beeindruckendsten, die ich jemals besucht habe. Einst war die Grünfläche der private Garten der Prinzessin María Luisa Fernanda de Borbón. Diese überschrieb ihn großzügigerweise im Jahre 1893 der Stadt.

Aufgrund der Iberoamerikanischen Ausstellung entstand die weltbekannte Plaza de España und die Plaza de América. Heute beherbergen die zwei prunkvollen Gebäude am Plaza de América das Archäologische Museum und das Museum der Volkskunst. Für die Neugestaltung war der französische Landschaftsarchitekt Jean-Claude Nicolas Forestier zuständig.
Der Parque de María Luisa ist auch eine Art botanischer Garten. Hier finden sich nicht nur unterschiedliche, einheimische Pflanzen sondern auch zahlreiche Bäume und Sträucher der ehemaligen spanischen Kolonien in Amerika.
Da das Areal so weitläufig ist, bietet sich eine Erkundungstour per Fahrrad an. Mit seinen uralten Bäumen und Palmen ist der Park die grüne Lunge Sevillas.

Beeindruckende Architektur am Plaza de España

Ein Blumenmeer

Brücke über den Kanal

Plaza de América im Park

Meine architektonischen Highlights:

- Kathedrale Santa María de la Sede

- Real Alcázar

- Metropol Parasol

 

Sevilla, was soll ich noch sagen? Einfach eine wunderbare Stadt! Egal ob als Zwischenstopp auf einer Rundreise durch Andalusien oder als Ziel für einen Städtetrip. Mindestens 2 ganze Tage sollte man für einen Besuch einplanen. Ich denke, dieser lange Beitrag zeigt ganz gut, wie begeistert ich von der Stadt bin. Definitiv ein MUSS für Architektur und Kultur-Interessierte!

Iglesia de El Salvador

Kunstvolle Keramik am Plaza de España

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Comments
  • Stefan

    Toller Beitrag, Sevilla sieht wirklich wunderschön aus! Sehr interessant finde ich die Information zum Metropol Parasol, dass dies die größte Holzkonstruktion der Welt ist.

    LG,
    Stefan

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