Sardiniens Norden – Dolce Vita und Karibik-Flair

Die zweitgrößte Mittelmeerinsel verbindet Karibikfeeling mit Bella Italia. Weiße Strände, steile Küsten und ein bergiges Hinterland prägen den Norden Sardiniens. Daneben kommen Liebhaber der italienischen Küche voll auf ihre Kosten. Beeindruckend waren vor allem die Farben der Insel: Vom Türkis des Meeres, über das Rot des Gesteins bis zum dunklen Grün der Macchia, den weiten Gebüsch- und Strauchteppichen. Beeindruckend waren leider auch die nicht vorhandenen Fahrkünste der Sarden, dazu später mehr. So ging es von Österreich mit dem Auto nach Livorno und von dort mit der Fähre weiter nach Olbia. Folgend meine Eindrücke und Tipps zu unserem Roadtrip nach Sardinien:

Glasklares Wasser an Sardiniens Küste

Treppen im Fels führen zum Spiaggia di Li Cossi

Costa Paradiso:

Leuchtendes Orange, karibisches Türkis und Azurblau – diese Farben zeichnen die Costa Paradiso aus. Der Name bezeichnet übrigens den Küstenabschnitt und gleichzeitig die Feriensiedlung, deren Häuser teilweise im Hang verschwinden. Wirklich paradiesisch ist der Weg vom am Reißbrett geplanten Ferienort zur Bucht Spiaggia di Li Cossi. Hier mündet ein Bach zwischen zackigen Felsen ins kristallklare Meer.

Vom Parkplatz beim Costa Paradiso Diving Center wandert man in circa 30 Minuten auf einem gut begehbaren, von bizarren Felsen gesäumten Weg zur Spiaggia. Im Oktober hatten wir den Strand fast für uns alleine und das Bad im unfassbar türkisen Wasser war traumhaft. Von der Bucht führt ein sandiger, teils enger Pfad bis zur Cala Tinnari. Herrliche Aussichten und Steinformationen in den unglaublichsten Formen (Elefant, Ente, Hund?) wechseln sich ab. Einfach Badesachen und etwas Proviant einpacken und einen paradiesischen Tag an der Costa Paradiso verbringen!

Selbst im Oktober ist das Meer noch schön warm

Über Sand und Felsen führt der Wanderweg an der Costa Paradiso

Castelsardo:

Der Blick auf die Stadt ist immer beeindruckend, egal von welcher Seite man sich ihr nähert. Die Altstadt von Castelsardo liegt auf einem exponierten Felsen über dem Meer. Mächtige Wehrmauern umgeben die Gebäude und engen Gassen und schützen sie vor Stürmen. Unterhalb der Festung drängen sich bunte Wohnhäuser und Hotels an den Hang. Ein Spaziergang durch die Altstadt mit ihren teils steilen Treppen ist ein schönes Erlebnis, vom Besuch der Burg (Eintritt 3,50 Euro) darf man sich aber nicht zu viel erwarten. Nur circa 30 Minuten hat die Besichtigung der Räume gedauert, das Highlight war der Blick von der Aussichtsterrasse. Im Labyrinth Castelsardos verstecken sich eine Handvoll netter Lokale und Cafés. Weiters können in den kleinen Shops handgeflochtene Körbe erstanden werden, für die Castelsardo bekannt ist. Viel Zeit wird man in dem Städtchen nicht verbringen, ein Abstecher für ein Abendessen lohnt sich aber trotzdem.

Blick auf den Kirchturm

In den engen Gassen der Altstadt

Wehrhaft präsentiert sich die Altstadt Castelsardos

Aussicht von der Burg auf das tiefblaue Mittelmeer

Capo Caccia:

Die felsigen Steilküsten Sardiniens sind wirklich atemberaubend schön. Ein besonders beeindruckender Abschnitt liegt nördlich von Alghero: Am bekannten Capo Caccia fallen senkrechte Felswände über 160 Meter steil zum Meer hinab. Das Staunen beginnt bereits bei der Anfahrt. Denn die wechselnden Ausblicke von der Straße, die sich gemächlich den Monte Timidone hinaufwindet, sind bereits ein Highlight.

Ein lohnender Stopp ist das Belvedere di Foradada. Nach einer kleinen Kletterei tut sich das tiefblaue Mittelmeer mit der weißen Felsinsel Foradada vor einem auf. Unten schlagen die Wellen gegen das Gestein und Ausflugsboote steuern auf die berühmte Grotta di Nettuno zu. Diese erreicht man auch über eine spektakuläre Treppe, die zu den Höhepunkten unserer Sardinienreise zählte: 654 Stufen verbinden den Grotteneingang mit dem kleinen Parkplatz am Ende der Zufahrtsstraße am Capo Caccia. Der unverschämten Eintrittspreis von 13 Euro war es uns nicht wert, doch bereits der Eingang liegt in einer bizarren Höhle. Der Leuchtturm am Gipfel des Kaps liegt in einem Militärgebiet und kann leider nicht besichtigt werden.

Die Felsentreppen führen zur Grotte hinunter

Der Abstieg lohnt sich!

Beeindruckende Aussicht auf die Insel Foradada

Der Eingang zur bekannten Grotta di Nettuno

Alghero:

Enge Gassen, trutzige Wehrmauern und urige Restaurants machen die Altstadt von Alghero aus. Im Sommer bieten die autofreien Straßen des Centro Storico willkommenen Schatten, am Abend versammelt man sich zum Aperitivo an der Promenade. Alghero liegt im Nordwesten Sardiniens und gilt als schönstes Städtchen in dieser Region. Typisch sardisch ist sie aber nicht, denn die meisten Gebäude stammen aus der Zeit der katalanischen Besetzung, die fast 400 Jahre dauerte. Deshalb findet man bei einem Spaziergang durch Alghero viele Straßenschilder mit italienischer wie auch katalanischer Beschriftung. Wer eine Pause vom Trubel braucht, der kann sich an den Pinien gesäumten Stränden nördlich der Stadt entspannen. Nette Beachbars, Volleyballfelder und feiner Sand laden zum Verweilen ein.

Fotogenes Alghero!

Chiesa di San Michele

Aussicht vom Kirchturm

Für eine Erkundungstour durch Algheros Zentrum reicht ein halber Tag, einzigartige Sehenswürdigkeiten oder Museen findet man hier nicht. Dazu sollte man in die Inselhauptstadt Cagliari fahren. Schöne Aussichtspunkte sind die Kirchtürme der Kathedrale oder der Chiesa San Francesco. Auch die Chiesa di San Michele, mit ihrer farbenfrohen Kuppel, lohnt einen Besuch. Am Hafen kann man kleine Fischerboote und luxuriöse Yachten bestaunen. Hier befindet sich auch ein großer Parkplatz. Ein entspannter Spaziergang mit einer tollen Aussicht auf Alghero und übers Meer bis zum Capo Caccia führt entlang der Wehrmauer: Dazu folgt man dem Lungomare Dante Richtung Süden bis zum Mirador Guini Russo. Für das leibliche Wohl sorgen unzählige Restaurants und Pizzerien, das Preisniveau ist jedoch im Vergleich zu anderen Orten auf Sardinien sehr hoch.

Im Hafen schaukeln Boote und Yachten

Torre di San Giovanni

Auf der Suche nach dem Weg am Capo Testa

Der Leuchtturm bei Sonnenuntergang

Capo Testa:

Die aufgehäuften Granitblöcke am Capo Testa sind ein wahrer Abenteuerspielplatz und wirken, als ob ein Riese sie dort verstreut hätte. Wie Ameisen kletterten wir über die runden Felsen und konnten immer wieder herrliche Ausblicke genießen. Den Weg dabei nicht zu verlieren, ist fast unmöglich. So mussten wir mehrmals mithilfe der GPS-Karte nach einem Pfad suchen, der dann doch wieder in dichtem Macchia-Gebüsch endete. Deshalb ist eine lange Hose von Vorteil, denn manche Büsche sind richtig stachelig. Die Schönheit dieses Küstenabschnitts wissen auch andere zu schätzen: So suchte sich eine Ziegenherde mit uns den Weg durch die Felsen. Der Leuchtturm ist hingegen einfach zu erreichen – vom Parkplatz spaziert man auf einem breiten Weg zu dem Bauwerk. Besonders bezaubernd ist die Stimmung am Capo Testa zum Sonnenuntergang, wenn die Szenerie in rosafarbenes Licht getaucht wird. Leider kann der Turm und das angrenzende Nebengebäude nicht betreten werden. Nach einer Wanderung lohnt ein Abstecher in die Bar Sea Lounge.

Der perfekte Ausgangspunkt für einen Besuch des Kaps ist Santa Teresa Gallura. In der kleinen Stadt findet man eine große Auswahl an Übernachtungsmöglichkeiten. Außerdem legen hier die Fähren nach Korsika ab, das nur wenige Kilometer entfernt liegt.

Ein Meer aus Felsen am Capo Testa

Sandige Wege schlängeln sich durch teils dichtes Macchia-Gebüsch

Porto Pollo:

Die Buchten bei Porto Pollo gelten seit Jahrzehnten als Windsurf-Mekka. Und sogar bei unserem Besuch Ende Oktober wimmelte es hier nur so vor bunten Segeln. Kitesurfer, wie wir, sind hier in der Unterzahl und dürfen sich offiziell mit einem kurzen Abschnitt an der Spiaggia di Barabissa begnügen. Die strenge Trennung konnten wir im Herbst nicht beobachten, im Sommer sind die Fronten anscheinend verhärtet. Tolle Spots zum Kiten im Norden sind unter anderem San Pietro, Vignola Mare, Le Saline und La Cinta. Für Infos zu Kitekursen schau doch mal hier vorbei: Kite and Bike Sardinien. Eine positive Überraschung war die geöffnete Strandbar, die sich herrlich für einen Sundowner, sprich Aperol Spritz, eignet. An allen anderen Stränden Sardiniens lagen die Bars bereits im Winterschlaf. Eine Straße, auf beiden Seiten von türkisem Wasser umgeben, verbindet das „Festland“ mit der Isola Gabbiani. Auf dieser stehen vor allem Ferienapartments. Der Ort Porto Pollo hat außer Hotels und Restaurants nicht viel zu bieten, hier kommt man zum Windsurfen und Kiten her.

Traumhafte Kulisse am Strand La Cinta

La Maddalena und Fazit:

Das felsige Archipel haben wir auf unserer Reise durch Nord-Sardinien leider aus Zeitgründen nicht besucht, es soll aber sehr sehenswert sein. Der Nationalpark liegt vor der Küste Palaus und besteht aus einer Vielzahl an kleinen und großen Inseln. Die Strände und Buchten sind laut Erzählungen von Freunden bezaubernd und sicherlich eine Reise wert. We will be back!

Der Norden Sardiniens hat eine wirklich abwechslungsreiche Küste zu bieten: Weiße Sandstrände, schroffe Klippen und bizarre Felsen. Die Farbe des Wassers kann sich mit der Karibik messen. Die Städte und Ortschaften haben mich persönlich nicht umgehauen, da sticht nur Alghero heraus. Kulturell lohnt ein Abstecher in die Inselhauptstadt Cagliari. Wer Bade- und Aktivurlaub (vor allem zum Wandern, Kiten und Windsurfen) verbinden möchte, ist auf Sardinien definitiv richtig.

In der Nähe von Castelsardo steht der Felsen-Elefant

Diese Farben!

Von A nach B:

Wir cruisten mit dem eignen Auto von Österreich nach Sardinien. Die Gründe waren unter anderem mehr Flexibilität, hohe Flugpreise und die traumhaften Zwischenstopps wie Florenz. Von Livorno nahmen wir ganz entspannt die Nachtfähre, die uns innerhalb von neun Stunden nach Olbia brachte. Das Ticket haben wir einen Tag vor Abfahrt auf der Website der Reederei (moby.com) gebucht. Das kurzfristige Buchen funktioniert natürlich nur in der Nebensaison.

Auf Sardinien selber war das Autofahren eine ganz schöne Herausforderung: Die Einheimischen halten keinen Abstand, fahren ohne Licht und überholen in Kurven. Außerdem bestehen die Straßen gefühlt aus 90 Prozent Schlaglöchern und Haarnadeln. Die größeren Städte sind mit etwas besseren Straßen verbunden, Autobahnen wie am Festland sucht man aber vergeblich. Also immer etwas mehr Zeit einplanen, um von A nach B zu kommen. Leider sehr negativ sind mir die unglaublichen Berge an Müll neben der Straße aufgefallen. Eine so einzigartige Natur hat es nicht verdient, so behandelt zu werden. Da besteht leider viel Aufholbedarf an Erziehung und Müllentsorgung.

Magische Stimmung zum Sonnuntergang am Capo Testa

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